Nach meiner Auswanderung nach Deutschland wird es Zeit, etwas Normalität in mein Leben einziehen zu lassen. Mit meiner neuen Wohnung bin ich zufrieden. Meine menschlichen Bediensteten sind ganz in Ordnung. Ich habe ein schönes Auto, da wäre noch mein toller Garten, und ich habe schon Freunde gefunden.
Jetzt will ich zum Hundefriseur
Jetzt mal Pfote aufs Herz, Leute! Ihr lest hier Tag für Tag meine Geschichten, aber keiner sagt etwas. Als ich heute früh in den Spiegel sah, hat es mich schlagartig von allen 4 Beinen gerissen. Wer schaut denn da in den Spiegel? Doch kein Toypudel? Ein Mitglied der Jackson Five? Bitte sagt jetzt nicht ja!
Also, ich sehe unmöglich aus. Kein Wunder, dass mich der „Harte Hund“ als Fluse bezeichnet hat. Da schaut man mal einen Monat zufällig nicht in den Spiegel, und dann das!
Ich sehe unmöglich aus
Weil ich noch fremd hier bin, kenne ich keinen wirklich guten Hundefriseur. Auf Google vertraue ich nicht – Erfahrung aus dem wahren Hundeleben alleine zählt. Ich frage meine Freundin Any.
Die schaut mich sehr seltsam an.
Ich dachte, Du fragst nie. Es wird höchste Zeit für den Friseur…
Any, verdammt, warum sagst Du nichts…
Ich sehe unmöglich aus, jeder sieht es. Aber keiner sagt was. Dicke Pudeltränen kullern über mein Fell. Ich bin fix und fertig!
Lilly, Kleines. Du bist ganz entzückend. Nur ein paar kleine Korrekturen!
Echt Any?
Ich schwöre!
Ich bin erleichtert!
Sie nennt mir den Namen ihres Hundefriseurs. Stine, meine Menschenfrau, ruft unverzüglich an und vereinbart einen Termin für mich.
Einige Tage später
Wir fahren mit meinem großen, schwarzen Auto bei Fellfit vor. Der Friseursalon macht auf mich einen sehr guten Eindruck, die Menschen scheinen sehr nett zu sein. Bea, eine junge Menschenfrau, nimmt mich in Empfang und kümmert sich gleich um mich. Wie ich mein Fell gerne hätte, fragt sie mich.
Bitte kurz und ganz lieblich pudelig, sage ich. Hat sie mich verstanden? Sie schaut so merkwürdig. Auf jeden Fall geht sie an die Arbeit, und sie kann wirklich was. Ach, ist das schön. Ich lasse mich verwöhnen.
Und während Bea arbeitet, setze ich mich hin und genieße.
Lilly, stell Dich hin!
Ach nö. Doch nicht so. Ich bleibe sitzen. Kunde bin ich, ich will es bequem haben. So geht das eine ganze Weile. Sie stellt mich hin, ich setze mich wieder. Ein lustiges Spiel! Immer wenn Bea an den anderen Tisch geht, stehe ich dann auf. Ist sie zurück, setze ich mich hin.
Sie hat Humor und macht mit. Ich glaube, ich mag sie.
Ruckzuck sind wir fertig. Sie bringt den Spiegel, und ja, ich sehe toll aus. Das volle Programm mit Waschen, Schneiden, Föhnen. Ich rieche super. Klasse!
Danke Bea!
Kaum bin ich fertig, kommt auch schon Stine mit dem Auto und holt mich ab. Gib bitte Trinkgeld, sage ich Ihr. Und so geschieht es.
Ich bin gerne großzügig!