Mir geht es gut. Ich schwebe auf einer flauschig weichen Wolke. Unter mir eine unberührte, grüne Landschaft. Kleine Hügel schmiegen sich an liebliche Täler, die von sanften Wasserläufen durchzogen werden. Überall herrscht Freude und Harmonie, die Sonne schickt ihre Strahlen, ganz zart streicheln sie Bäume, Sträucher und Blumen.

Das Geheimnis des großen Gartens
Der große Garten, das ist der geheime Ort, wohin wir gehen, wenn wir mal nicht mehr sind. Hier treffen wir uns alle wieder, die Generationen lagern in Rudeln unter den Bäumen, verbringen dösend ihre Zeit. Haben wir Hunger, dann gibt es zartes Geflügel. Man muss es sich nur wünschen, schon liegt es vor der Nase.
Manchmal tollen wir auch herum, spielen, haben Spaß.
Vergesst den Kram mit der Regenbogenbrücke
Das habt Ihr Menschen erfunden. Ihr, die Ihr meint, alles zu wissen und alles zu verstehen. Nichts wisst Ihr! Welcher Hund würde über einen Regenbogen laufen. Ehrlich, jetzt.
Hier werde ich Mama und Papa wiedersehen. In dem großen Garten, wo wir Toypudel unter uns sind. Keiner, der uns jagt oder schlägt. Katzen gibt es keine, nur süße kleine Vögelchen, die uns mit ihrem Gesang erfreuen.
Meine Wolke kreist, sie sinkt langsam herab. Immer tiefer, ich kann die Bäume und Sträucher schon gut erkennen. Ein Gefühl von Glück und Zufriedenheit strömt durch meinen Körper. Die Aufregung und Angst der letzten Stunden – wie weggeblasen.
Tja, wie Ihr lesen könnt, bin ich offensichtlich gestorben. Nichts mit „wir geben dem kleinen Pudelchen schnell ein kleines Spritzchen“. Pustepudel! Aus ist es mit den Pudel Geschichten nach Feierabend. Ihr steckt jetzt ganz tief im Schlamassel.
Gleich werde ich meine Mama und den Papa wiedersehen. Meine Geschwister, die Cousins und Cousinen. Meine ganze große Familie. Und ich werde den Duft des großen Gartens riechen, der so wunderbar lieblich und unbeschreiblich ist.
Ich schnuppere schon mal, atme ganz tief ein. Ich rieche, ja verdammt, was rieche ich denn da? Das riecht eindeutig nach…
KATZE!
Oh nein! In meinem Text haben Katzen nichts verloren. Das riecht ja widerwärtig hier. Unausstehlich. Ich öffne die Augen, blinzele ins Licht. Wo zum Teufel bin ich?
Oh, echt jetzt? Die Arztpraxis. Dieser fürchterliche Katzengeruch strömt aus dem Zimmer nebenan. Jetzt kommt da noch so eine Mitarbeiterin in einem grünen Kittel.
Lilly, bist Du wach?
Oh frag nicht so….
Ein Hund, Augen auf, was ist der wohl? Wach oder wach?
Dann gehe ich mal telefonieren.
Ja, ruf mir ein Taxi. Schnell! Ich muss hier raus!
Natürlich ruft sie kein Taxi
Ich warte. Nach einer geschlagenen halben Stunde kommt Stine. Wurde auch Zeit! Die hat bestimmt gebummelt. Und ich sitze hier in diesem Katzenduft. Das bringt mich um. Und zwei Mordanschläge an einem Tag schlagen dann doch auf das Gemüt.
Oh, was sehe ich da? Stine hat Pipi in den Augen. Vor Rührung. Sie freut sich, mich zu sehen, das ist offensichtlich. Sie kann ohne mich nicht leben.
Jetzt aber schnell, Stine. Raus hier!
Ausnahmsweise hört sie auf mich. Nur Minuten später sitzen wir im großen, schwarzen Auto. Der Diesel brummt gemütlich vor sich hin, verbrennt fossile Energie, und ich schlafe schon wieder ein.
Hauptsache, alles gut überstanden. Endlich geht es nach Hause!
